Klimaneutrale Produktion – Wie kann das gelingen?

Die Ziele wurden von der Bunderegierung bereits vorgegeben: Bis 2045 soll unser Land klimaneutral werden. Die Studie Klimaneutrales Deutschland 2045 zeigt auf, welche Maßnahmen erforderlich sind, um dieses ambitionierte Ziel auch zu erreichen. Der Weg führt unweigerlich über die klimaneutrale Transformation der Industrie – eine enorme Anstrengung, die es neben den vielen anderen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern gilt.

Doch was heißt das konkret? Ein Beispiel aus dem Kunststoffspritzgießen, dem vorherrschenden Fertigungsverfahren zur Herstellung unterschiedlichster technisch hochwertiger Produkte aus unserem Alltagsleben: Deutschland ist in Europa der größte Hersteller und Verarbeiter von Kunststoffen. Mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 70 Mrd. Euro stellt die Kunststoffindustrie einen wichtigen deutschen Wirtschaftszweig dar. Der bei weitem überwiegende Teil der Energie wird im Kunststoffspritzgießen als elektrische Energie für die Spritzgießmaschine und Nebenaggregate benötigt.

Einige Unternehmen gehen hier voran. So auch die Firma PTO Polytec Oberschwaben GmbH aus Bad Saulgau, deren Gründer Daniel und Axel Matt das Thema Zero-Emission bereits im Geschäftsmodell verankert haben.

Lesen von unseren Call-in-Gästen Daniel Matt und Axel Matt, welche Maßnahmen bei Fa. PTO Polytec Oberschwaben GmbH für eine klimaneutrale Energieversorgung in der Produktion ergriffen wurden und welche Erfahrungen sie gemacht haben:

Bei der Gründung des Unternehmens stellte sich uns zuerst die Frage nach dem Maschinenpark. Als Gründer geht man normalerweise von gebrauchten, hydraulischen Maschinen aus, die im Invest erschwinglich sind und für den Anfang auch völlig ausreichend sind.

Jedoch hatten wir von Beginn an das Bestreben der nahezu klimaneutralen Kunststoffproduktion „Made in Germany“. Daraus erfolgte die Anschaffung von voll-elektrischen Spritzgießmaschinen, welche so konzipiert wurden, dass mit der Maschinengröße und der Auswahl der jeweiligen Schneckengrößen eine große Bandbreite zur Herstellung von Kunststoffteilen abgedeckt werden kann.

Zusätzlich haben wir von Anfang an die Software StasaQC zur Arbeitspunktoptimierung im Einsatz, um die Artikel mit dem optimalen Betriebsmittelpunkt laufen zu lassen, denn wie jeder Spritzgießer weiß… jedes °C zu viel am Anfang des Prozesses, muss am Ende wieder abgebaut werden -> Energieverschwendung.

Zur Stromversorgung der Maschinen inkl. Zusatzaggregaten gehört eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und an 3 Seiten um das Gebäude mit insgesamt 77,1 kWp, welche an Sonnentagen bis zu 90% der Stromversorgung für das Unternehmen liefert. Ein weiteres Solarfeld auf dem Firmengelände ist geplant, so dass dann auch mit weniger Sonnenstunden am Tag der komplette Stromverbrauch in der Produktion abgedeckt werden kann.

Derzeit wird die mögliche Überkapazität noch ins Netz eingespeist, es soll aber in Zukunft, sobald die technischen Möglichkeiten auch wirtschaftlich sind, eine Speicherung / Umwandlung möglich sein. Durch diese wollen wir dann nachts ebenso von dem, am Tag produzierten, Strom die Produktion versorgen.

Als weitere Maßnahme zur klimaneutralen Herstellung von Kunststoffteilen gehören Projekte im Bereich Bio-Kunststoffe, wo wir mit namhaften Unternehmen und Hochschulen kooperieren. Wir hoffen auch hier, bis spätestens Ende 2024, neue Produkte auf den Markt zu bekommen.

Axel Matt und Daniel Matt, Gründer der PTO Polytec Oberschwaben GmbH. Bad Saulgau